Natur für die Kinder – Kinder für die Natur
Naturerfahrungen am Würmgrünzug: die Würmranger
organisiert als Roots & Shoots – Gruppe München West im Jane Goodall Institut
Projekthintergrund
Die Roots & Shoots – Gruppe München West, organisiert im Jane Goodall Institut Deutschland, hat sich den Namen Würmranger gegeben, um das Anliegen deutlich zu machen: Naturerfahrungen und Naturschutz am Würmgrünzug. Die Gruppe besteht aus Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 16 Jahren sowie Erwachsenen. Die Zusammenarbeit von Jung und Alt ist ein Anliegen. Sie formierte sich 2013 und entstand aus der langjährigen Arbeit der AG Würm an der Grundschule an der Grandlstraße in Obermenzing. Die Lehrerin und Umweltschutzbeauftragte der Schule, Ursula Schleibner, gründete diese AG 2002. Vorarbeit wiederum war das Engagement der Agenda 21 Gruppe München West, in der sie mitarbeitete.
Die AG erfreute sich an der Schule großer Beliebtheit. Angeboten wurden vielfältige Naturerfahrungen. Die AG und der Elternbeirat der Schule setzten sich seit 2002 für die Renaturierung der Würm in Obermenzing ein, die, vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) und Gartenbau geplant, im Bezirksausschuss (BA) und in der lokalen Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wurde. Heute wird die Renaturierung Mergenthaler Str. / Inselmühlweg sehr gut angenommen. Bis 2010 engagierten sich die Grundschüler/innen als Biotoppaten in Zusammenarbeit mit dem Gartenbau.
Ergebnisse waren u.a.:
- Bau eines „Weidenhüttendorfs“ als Stützpunkt für Naturerfahrungen
- Biologische Gewässergüteuntersuchungen
- Kennenlernen des „Biotops“ und seiner Schutzwürdigkeit. Permanentes Mülleinsammeln dort; später auf Initiative der AG mit dem Prädikat (und Schild) „Schützenswerter Auwaldrest“ versehen
- Ausrichten eines Tags der Artenvielfalt für die ganze Schule
- Öffentliche Podiumsdiskussion über die Auswirkungen einer Renaturierung sowie Beteiligung von Kindern an dem Vorhaben
- Musiktheater „Wir sind an der Würm daheim“ anlässlich 850 Jahre München
- Anträge beim Kinder- und Jugendforum und in der Kindersprechstunde des BA, u.a. für Anbringen einer Infotafel („Schützenswerter Auwaldrest“) und Gestaltung eines Flachuferbereichs bei Anlage der Renaturierung
- Beteiligung der Kinder bei der Bepflanzung der neu entstehenden Inseln und beim Durchstich 2009
- Zuerkennung des Umweltpreises 2010
- Investition des Preisgeldes in Aufbau der Roots&Shoots-Gruppe, sowie in Öffentlichkeitsarbeit durch Veranstaltungen im Mai 2015 (Kulturtage München West), im September 2016 und im Mai 2017 (1200 Jahre Menzing)
Ziele des Projekts
Biodiversitätsforschung
Durch positive Erlebnisse wird Interesse am Erforschen der Biodiversität geweckt: in der Feuchtaue des „schützenswerten Auwaldrestes“ sowie in der Trockenaue der neu ausgewiesenen Ausgleichsflächen (für die Nordumgehung Pasing) Durch Erfahrungen lernen die Kinder und Jugendlichen Tier- und Pflanzenwelt kennen. Eine Kräuterpädagogin, eine Biologin und Naturerfahrungspädagogin sowie der wissenschaftliche Berater der Gruppe stellen Fachwissen und Unterstützung zur Verfügung.
Biotoppflege und Naturschutz
Kinder sind leicht zu begeistern für die Pflege einer Grünfläche. Speziell in der Altersgruppe sieben bis zwölf sammeln sie engagiert Müll auf, dämmen „invasive Unkräuter“ ein, säen und pflanzen gerne, überlegen, wie man andere, auch Jugendliche und Erwachsene, zu naturschützendem Verhalten bewegen kann. Sie sind stolz darauf, etwas für die Natur und die Gemeinschaft zu tun. Dies Interesse und den Tatendrang gilt es zu fördern.
Partizipation
Das Projekt will zu Überlegungen ermutigen, durch welche Verbesserungen Freizeitangebote im im Naherholungsgebiet erweitert werden ohne Wasser, Boden, Tiere, Pflanzen zu schädigen. Es macht Kinder und Jugendliche mit den Möglichkeiten zur Partizipation vertraut, u.a. über das Kinder- und Jugendforum der Stadt und die Kindersprechstunden der Bezirksausschüsse.
Öffentlichkeitsarbeit:
In 2017 wurde 1200 Jahre Menzing gefeiert. Die Würm verbindet Ober- und Untermenzing. Die Würmranger beteiligten sich mit Veranstaltungen, die Natur zum Thema haben:
- Fledermausnacht
- Naturerfahrungen für Kinder und Jugendliche auf der renaturierten Grünfläche Obermenzing, angeleitet von den Würmrangern und Bildungsreferenten der LBV
- Ramadama auf der Fläche der Renaturierung Untermenzing
- Ein Zugang soll durch die Verbindung von Natur und digitalen Medien geschaffen werden. Erhofft wird, dass er neue Zielgruppen anspricht. Erarbeitet wurde eine „Navi Natur Tour“ im geocaching-Format, die über smartphone oder gps abrufbar ist. Eine selbstentwickelte Audioguide- Tour führt über QR – Pfosten zu „points of interest“ und informiert über Naturschönheiten oder -besonderheiten sowie Geschichte der Natur an der Würm. Diese beiden digital gestützten Angebote wenden sich an zwei verschiedene Zielgruppen: Jugendliche und die geocaching fan-community und vor allem ältere an Audioguides interessierte Spaziergänger.
Inspiration der Schüler/innen und Lehrer/innen der Schulen flussabwärts
Die Veranstaltungen waren Auftakt für vermehrte Kontakte zu Schulen entlang der Würm: Lehrer/innen und Schüler/innen werden dazu inspiriert, in ihrem Gebiet als Biotoppaten tätig zu werden.
Lokale Situation
Die Renaturierung Obermenzing sowie der „schützenswerte Auwaldrest“ an der Mergenthalerstraße/Inselmühlweg wurde von Kindern der einstigen AG Würm an der Grandlschule mitgestaltet und gepflegt, heute von der Roots & Shoots – Gruppe.
Die Renaturierung in Untermenzing entstand dagegen weitgehend ohne Bürgerbeteiligung. Sie wird wenig genutzt und ist im Vergleich etwas verwahrlost. Die drei Schulen in unmittelbarer Umgebung (Pfarrer-Grimm-Schulzentrum) zeigen durch Initiative der Roots & Shoots – Gruppe Interesse an Erforschung der Biodiversiät und Biotoppflege. Die Zusammenarbeit mit Lehrerinnen der Grundschule an der Pfarrer-Grimm-Str. und des Louise-Schroeder-Gymnasium hat begonnen.
Zielgruppen
- Kinder und Eltern, die über persönliche Kontakte, über die Veranstaltungen, Flyer oder über die website aufmerksam werden auf Möglichkeiten für Naturerfahrungen und Naturschutz in ihrer unmittelbaren Umgebung.
- Kinder und Jugendliche sowie Lehrer/innen flussauf- und flussabwärts, denen für Naturerlebnisse vor der Schulhaustür fachliche Unterstützung angeboten wird.
- Erwachsene, die den Grünzug in der Freizeit nutzen und sich oft interessieren für Infos und naturschützendes Verhalten, z.B. zu den Themen Füttern von Enten, Anleinen von Hunden, Entstehung und Bedeutung von Biodiversität in Trocken- und Feuchtaue, postitive Auswirkungen einer Renaturierung auf Biodiversität, Wasserqualität, und Erholung für Menschen.
Ausblick
Eine Weiterführung des Projekts, u.a.. durch Gründung neuer Roots & Shoots (bzw. Würmranger) – Gruppen ist erwünscht. Allerdings, Kinder und Jugendliche brauchen Anleitung, Unterstützung, Erfolgserlebnisse. Die Beteiligung von Lehrern und Schulen flussaufwärts (Pasing: GS Schererplatz, Karlsgymnasium) und flussabwärts (Allach: GS an der Eversbuschstraße, Mittelschule Franz Nissl Str.) wäre ein erfolgversprechender Weg. Darüber hinaus sind Kontakte zu Schulen entlang der Würm von Starnberg bis Dachau geplant. Diese Möglichkeiten werden verfolgt.
Über die Infos per Flyer, Veranstaltung, Website traten Schulen, Kindergärten und interessierte Personen an die Würmranger heran mit Bitten um Gestaltung von Erlebnistagen oder längerfristigen Projekten. Die unterstützende Begleitung von Wünschen und Ideen der Kinder und Jugendlichen hat für die Würmranger Priorität. Eine organische Entwicklung ist dem Anliegen Beziehung zur Natur in mancher Hinsicht angemessener als ein Plan.
Was Prof. J. Reichholf uns vor Jahren im Interview über die positiven Auswirkungen einer Renaturierung auf die Tier- und Pflanzenwelt am Fluss mitteilte gilt vermutlich auch für Menschen: „Entlang eines Bach- oder Flusslaufes wirken „Trittsteinbiotope“ aller Größen, weil der Gewässerlauf selbst die Verbindung herstellt und aufrechterhält.“ Könnte der Flusslauf die Verbindung herstellen zwischen Menschen entlang der Würm, die Natur, Wasser, Tiere, Pflanzen, Kinder lieben? Allein Zeit in der Natur verbringen und Schönheit zu erleben ist Balsam für unsere menschliche Natur und die Natur draußen. Deshalb wollen wir Kindern und Jugendlichen das ermöglichen.